Tatort Reitstall: Zwischen Lusthöhle und Kreißsaal
Eine Reitstunde hat bekanntlich zahlreiche Facetten - an einige gewöhnt man sich mit der Zeit, andere sorgen immer wieder für Unbehagen oder Schmunzeln. Da ich mich bereits passioniert dem Unbehagen gewidmet habe, wende ich mich heute dem Schmunzeln zu. Denn wie war das? "Lächel mal - reiten macht Spaß!"
Nehmen wir also die akustische Facette der Reitstunden unter die unbarmherzige Lupe der Realität - fürwahr, da gibt es einiges, was einem die Lachmuskeln erbeben ließe, wäre man nicht gerade damit beschäftigt, das dahinter liegende Kreuz anzuspannen und aus den benachbarten Bauchmuskelsträngen ein sanft mitschwingendes, aber stabiles Bett für die Bewegungen des treuen Rosses zu basteln.
Ansonsten würde ich empfehlen, in der nächsten Gruppenstunde kurz die Augen zu schließen und einfach nur zu lauschen - am besten, wenn gerade am Galopp geübt wird und einigen Mitreitern die Erschöpfung bereits ins Gesichte geschrieben ist. Sie werden eine Geräuschkulisse wahrnehmen, die sich irgendwo zwischen Lusthöhle und Kreißsaal ansiedeln lässt und eine nicht unerhebliche Naturkomik birgt (und ich denke dabei nicht an die pferdespezifische Art, wohlige Tiefendarmentspannung zu signalisieren - nein, ich denke an die Menschen!).
Konkreter formuliert: In der vergangenen Stunde machte es ein stabiles, gutmütiges Jagdpferd seiner Reiterin wieder einmal etwas schwierig, in den Galopp zu wechseln, zumal die Reiterin von eben jener inneren Galopphemmschwelle befallen zu sein scheint, die vielen unerfahreneren Reitern zueigen ist. Man will, aber irgendwie will man doch nicht.
"Schenkel" Schenkel! Jetzt!", schreit es aus der Reithallenmitte.
"Ha-heuu-haaa", kommt die Antwort vom Pferderücken - ein urweibliches Stöhnen zwischen Lust, Angst und Schmerz, das jede osteuropäische Tennisspielerin vor Neid erblassen ließe.
"Ja! Ja! Jetzt", skandiert der Reitlehrer begeistert.
"Haaaa - hiii - aaaaaah", steigert sich das Stöhnen zu einem undefinierbaren Seelenlaut, der von einem latent verzweifelten Schnappatmen gekrönt wird. Also doch Kreißsaal...?
"Los, weiter, ja, so, ja, Hüfte, Hüfte, schieben, Schenkel!"
"Aaah - aaaahhh - ich kann nicht mehr..."
"Doch, los, genau, so ist es gut, siehst du, ja, ja..."
Das Ernüchternde an diesen akustischen Achterbahnfahrten ist nur, dass der Reiter selbst sich vermutlich gerade in der unerotischsten und am wenigsten gebärfähigen Verfassung seines Lebens befindet. Irgendwie tut alles weh, vor allem die Körperteile, deren Namen der Reitlehrer so enthusiastisch durch die Halle brüllt; die Zunge hängt trocken zwischen den Zähnen, der Gaumen ist staubig, der Magen rebelliert und der Geist betet um baldige Errettung.
Nur danach, wenn es doch geklappt hat, wenn das Pferd zwei schöne lange Runden galoppiert ist und der Zügel nicht zu lang geworden ist, wenn Loben und Schritt angesagt ist und der Puls sich normalisiert - - dann haben die Emotionen doch ein wenig postorgiastischen Charme. Man hat sich zwar nicht von Casanova beglücken lassen und der Welt keinen neuen Erdenbürger geschenkt, aber das Herz läuft dennoch über vor leichtem, puren Glück.
Reiten macht eben Spaß.
Nehmen wir also die akustische Facette der Reitstunden unter die unbarmherzige Lupe der Realität - fürwahr, da gibt es einiges, was einem die Lachmuskeln erbeben ließe, wäre man nicht gerade damit beschäftigt, das dahinter liegende Kreuz anzuspannen und aus den benachbarten Bauchmuskelsträngen ein sanft mitschwingendes, aber stabiles Bett für die Bewegungen des treuen Rosses zu basteln.
Ansonsten würde ich empfehlen, in der nächsten Gruppenstunde kurz die Augen zu schließen und einfach nur zu lauschen - am besten, wenn gerade am Galopp geübt wird und einigen Mitreitern die Erschöpfung bereits ins Gesichte geschrieben ist. Sie werden eine Geräuschkulisse wahrnehmen, die sich irgendwo zwischen Lusthöhle und Kreißsaal ansiedeln lässt und eine nicht unerhebliche Naturkomik birgt (und ich denke dabei nicht an die pferdespezifische Art, wohlige Tiefendarmentspannung zu signalisieren - nein, ich denke an die Menschen!).
Konkreter formuliert: In der vergangenen Stunde machte es ein stabiles, gutmütiges Jagdpferd seiner Reiterin wieder einmal etwas schwierig, in den Galopp zu wechseln, zumal die Reiterin von eben jener inneren Galopphemmschwelle befallen zu sein scheint, die vielen unerfahreneren Reitern zueigen ist. Man will, aber irgendwie will man doch nicht.
"Schenkel" Schenkel! Jetzt!", schreit es aus der Reithallenmitte.
"Ha-heuu-haaa", kommt die Antwort vom Pferderücken - ein urweibliches Stöhnen zwischen Lust, Angst und Schmerz, das jede osteuropäische Tennisspielerin vor Neid erblassen ließe.
"Ja! Ja! Jetzt", skandiert der Reitlehrer begeistert.
"Haaaa - hiii - aaaaaah", steigert sich das Stöhnen zu einem undefinierbaren Seelenlaut, der von einem latent verzweifelten Schnappatmen gekrönt wird. Also doch Kreißsaal...?
"Los, weiter, ja, so, ja, Hüfte, Hüfte, schieben, Schenkel!"
"Aaah - aaaahhh - ich kann nicht mehr..."
"Doch, los, genau, so ist es gut, siehst du, ja, ja..."
Das Ernüchternde an diesen akustischen Achterbahnfahrten ist nur, dass der Reiter selbst sich vermutlich gerade in der unerotischsten und am wenigsten gebärfähigen Verfassung seines Lebens befindet. Irgendwie tut alles weh, vor allem die Körperteile, deren Namen der Reitlehrer so enthusiastisch durch die Halle brüllt; die Zunge hängt trocken zwischen den Zähnen, der Gaumen ist staubig, der Magen rebelliert und der Geist betet um baldige Errettung.
Nur danach, wenn es doch geklappt hat, wenn das Pferd zwei schöne lange Runden galoppiert ist und der Zügel nicht zu lang geworden ist, wenn Loben und Schritt angesagt ist und der Puls sich normalisiert - - dann haben die Emotionen doch ein wenig postorgiastischen Charme. Man hat sich zwar nicht von Casanova beglücken lassen und der Welt keinen neuen Erdenbürger geschenkt, aber das Herz läuft dennoch über vor leichtem, puren Glück.
Reiten macht eben Spaß.
Bettina Belitz - 28. Feb, 13:41