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Tatort Reitstall

Freitag, 18. Januar 2008

Tatort Reitstall: Eau du Pferd

Natürlich ist der Duft nach Heu, Pferdefell und samtigen Nüstern für mich der beste Geruch der Welt. Und würde es ihn als Raum-Zerstäuber geben, würde ich ihn genau dann einsetzen, wenn mein Laptop mal wieder die blinde Mordlust in mir weckt, meine Kater auf meiner Tastatur Samba tanzen oder einfach zu viele Texte in zu knapper Zeit geschrieben werden müssen - kurz: wenn ich Entspannung brauche. Denn, oh, wie wohl tut der Seele das Eau du Pferd.
Was ich heute jedoch in der SZ las, löste bei mir ein heiteres frühmorgendliches Gackern - und das ist selten genug der Fall - aus. In Amerika sind Parfums groß in Mode, die nach ganz konkreten Dingen duften oder zumindest konkrete Bilder vor dem geistigen Auge hervorrufen sollen. Zum Beispiel bestäubt sich Jennifer Aniston (die, wie wir alle wissen, von den meisten Herren der Schöpfung auch unparfümiert vernascht würde) gerne mit "Schokomuffin", und kein geringerer als Humphrey Bogart bevorzugte "Sommerregen" (denn Naturverliebtheit kommt bei Frauen bekanntlich ziemlich gut an).
Der Hersteller war sich nun nicht zu fein, auf eines seiner neuesten Machwerke zu verweisen: Ein Parfum mit dem schlichten Titel "Reitgerte".
Nun, ich schicke an dieser Stelle einen kurzen Gedanken an die gestrige Stunde: Nach dem bloßhändigen Hufe auskratzen fummelte ich jede bereit liegende Gerte sorgfältig an, um einschätzen zu können, ob sie dieses winterlahmarschige "Ich schlafe jetzt erst mal"-Pferd in Gang bringen könnte, ups, da fällt sie mir auch schon in den Dreck, na, macht nichts, der Griff ist eh schon tiefschwarz verfärbt vom ätzenden Angstschweiß panischer Schüler, so ist es also auch nicht weiter dramatisch, dass ich sie vorm Aufsitzen beim Sattelgurt festzurren lässig in den Sand (durchzogen von alten Äppel-Molekülen auf ihrem Weg zu nährreichem Humus) fallen lasse, um mit ihr anschließend sanft tippend den Hintern von Damos zu motivieren, welchen er zuvor ausgiebig bei seinem Bad im Schlamm als fulminanten Dreck-Wälz-Rotor eingesetzt hatte.
Nein. Ich möchte kein Eau du Reitgerte an einem Mann. Nicht einmal an Johnny Depp persönlich.

Mittwoch, 16. Januar 2008

Tatort Reitstall: Süße Worte

Es gibt Männer, die einem süße Worte ins empfindsame Ohr flüstern, die man nimmermehr vergisst. Sich an düsteren Tagen an sie erinnert, sie im Herzen bewahrt, sich immer wieder an an ihnen labt.
Und es gibt Reitlehrer.
Wenn ein Reitlehrer lehrt, bekommt der lockere Spruch "Ist nicht persönlich gemeint" eine völlig neue Bedeutung. Denn wer ihn nicht beherzigt, geht unter.
Nur ein kleiner Auszug von meinem gestrigen verbalen Exodus:
"Nun hör doch mal auf mit deinen Waschweibhänden!" "Nicht ziehen, du ziehst, lass doch das Ziehen, Mensch" "Links, liiiinks, links treiben, das ist keine Volte, das ist ein Ei, siehst du das nicht? Wenn du so autofährst, wie du reitest, dann will ich dir nicht auf der Straße begegnen..." "Anlehnung! AHNLEHNUNG! Rechts stellen. Zu weit! Der weiß doch gar nicht, was er machen soll!" "Abwenden. Noch mal. Gerade stellen. Und nun auf die Mittellinie. Halten bei X. Ist das X? Nein, das ist nicht X. Du hörst nicht zu. Und nochmal." "Du pumpst. Was soll das Pumpen? Der Hintern muss auf dem Sattel bleiben im Galopp. Da muss ein Fünfmarkstück (sic!) drunter liegen bleiben können." "Du machst einen Buckel. So. Guck:" (oh weia. So sehe ich aus?) "Leg die Schultern zurück. Gerade halten. Und ganze Bahn. Treiben! Nimm die Gerte! Ach... jetzt isses schon wieder vorbei.... jetzt kann se nicht mehr."
Inzwischen empfinde ich seinen Satz "Beine lang! Du hast doch so schön lange Beine fürs Dressurreiten, dann benutze sie auch!" schon als ein einzigartig schmeichelndes Kompliment.
Das Tragische an der ganzen Sache ist: Er hat mit allem, was er sagt, Recht. Ausnahmslos.
Und sobald die Stunde vorbei ist, ist er der netteste Mann der Welt. Vor allem zu seinen Pferden.
Deshalb: weitermachen. Neues Spiel, neues Glück.
Wer will schon süße Worte hören. Pah.

Dienstag, 15. Januar 2008

Die Kuh im Pferd

Dienstag. Reitstundentag. Tag der Ernüchterungen, Muskelkrämpfe und krummen Volten.
Das Biowetter lässt Böses ahnen: Herabgesetzte körperliche Leistungsfähigkeit aufgrund von Konzentrationsschwierigkeiten, warnte mich meine Morgenzeitung. Hmpf.
Doch bevor ich heute Nacht oder Morgen Neues zu erzählen habe, muss ich Damos vorstellen.
Damos ist eines dieser Schulpferde, die umgehend für Aufsehen sorgen, und das nicht nur unter den Menschen. Denn Damos, dieser rheinländische, dickfellige Appaloosa, ist gepunktet. Das hat ihm schon unschöne Vergleiche mit Kühen eingebrockt, und auch seine behuften Kollegen sehen ihm sein Harlekins-Gewand nur an guten Tagen nach. Theorie einiger meiner Mitreiterinnen: Die anderen Pferde denken, Damos sei eine Kuh. Und Kühe sind in der Halle nun mal unerwünscht.
Als ich Damos zum ersten Mal sah, war er für mich nur eins: begehrenswert. Ich wusste sofort, dass ich ihn reiten will. Und die Freude war groß, als er mir in der ersten Stunde tatsächlich zugeteilt wurde.
Damals wusste ich noch nicht, dass Blöffs zu Damos' Spezialitäten gehören. So tat er, als sei es eine einzige Zumutung, die Trense angelegt zu bekommen, denn er ist ja sooo empfindlich an seinen flauschigen Ohren und muss widerwillig den Kopf hochreißen. Hufe anheben? Nö. Kann ich nicht. Nu krabbel nicht so an meinem Bein rum mit deinen kleinen Menschenhänden. Ich heb meinen Huf nicht.
Doch das war alles harmlos im Vergleich zum Hauptakt des großen Blöffs. In der Halle spielte Damos in den ersten langen entbehrungsreichen Wochen mit Vorliebe Hosenschisser und Gespensterseher. Das brachte nicht nur mich an den Rande des Wahnsinns, sondern auch meinen Reitlehrer, der sich allerdings weitaus mehr Sorgen um sein gepunktetes Tier machte als um mich. Ich fürchte sogar, er hat sich um mich überhaupt keine Sorgen gemacht. Ich, die Todesängste ausstand und vor den Reitstunden stundenlang nichts mehr essen konnte. Die mit staubtrockenem Mund dieses Höllentier bestieg und vor Herzklopfen kaum die Anweisungen verstand. Warum, um Himmels willen, wollte ich nur Damos reiten... warum diese wild gewordene Kuh im Pferd...
Tatsache ist, dass Damos schlichtweg den Molly mit mir gemacht hat. Nachdem ich irgendwann vor Erschöpfung in eine resignierte Schxxxegal-Haltung gerutscht war, gab er sich vermehrt betont lässig und gespensterblind. Und wir begannen, einander zu vertrauen.
Es ist vieles anders geworden, wenn auch nicht zwingend besser. Anders, da entspannter und weniger angsterfüllt. Nicht besser, da mein Reitlehrer immer noch sehr viel schreit und schimpft.
Aber man sagt sich im Stall, solange er schimpft, ist alles noch im grünen Bereich. Sagt er gar nichts mehr, hast du verloren. Also freue ich mich heute Abend aufs Schimpfen. Und auf die Kuh im Pferd.
Denn inzwischen liebe ich Damos heiß und innig.
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Hi, ich bin Bettina und sowohl dem Schreiben als auch den Pferden hoffnungslos verfallen. Links zu weiteren Infos über diesen Blog, meine Absichten und über mich gibt's im Menü!

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